Die Portraits
Der Künstler August Kunst
August Kunst Vita
August Kunst wurde am 25.11.1914 in Königssteele in Essen geboren. Da er schon immer der „Kunst“ zugeneigt war, meldete ihn sein Onkel mit 15 Jahren an der Folkwang Schule in Essen an. Dort war August Kunst der jüngste Schüler seinerzeit überhaupt. Das erste Semester wurde von seinem Onkel finanziert und für die sechs weiteren, die er dort absolvierte, bekam er Stipendien. Später bestand er die Aufnahmeprüfung an der Kunstakademie in Düsseldorf. Dort war 1933 eine Fortführung des Studiums aus finanziellen und politischen Gründen nicht mehr möglich.
1937 begann August Kunst eine Ausbildung zum Polizeibeamten. Auch in diesem Lebensabschnitt war „die Kunst“ für ihn vorrangig, und er blieb ihr bis ins hohe Alter treu. Mit 50 Jahren wurde er vorzeitig wegen einer Berufskrankheit aus dem Polizeidienst in den Ruhestand entlassen.
Sein Hauptmerkmal widmete er Portraitzeichnungen, die er in einer unglaublich vollendeten Genauigkeit zeichnete bzw. darstellte. Er entwickelte dabei eine eigene Strich- und Wischtechnik mit sibirischer Reißkohle und Spezialknetgummi.
Für seine Werke wählte er Persönlichkeiten aus, die für ihn eine bewegende Geschichte in sich trugen. Er beschäftigte sich monatelang intensiv mit ihnen. Als Vorlage für seine Portraits dienten dem Künstler Fotos. »Durch “Abmalen“ entsteht noch kein Portrait: „Man muss Herz und Seele mit einbeziehen, sich in den Menschen hineinversetzen. Wichtig sind immer die Augen, denn diese sagen viel über seinen Charakter aus.«, so August Kunst. Für die Fertigstellung eines Portraits benötigte der Künstler ca. viereinhalb Monate.
Sein unaufhaltsames Streben lag darin, sich die persönliche Anerkennung in Form einer Signatur abzuholen. Mit all seinem künstlerischen Schaffen und mit der Dankbarkeit und der Anerkennung, die ihm entgegengebracht wurde, sind seine Kohlezeichnungen auch Dokumente für ein bewegtes Leben: eine außergewöhnliche Geschichte, die uns an einen Künstler erinnert, der es verstanden hat, Persönlichkeiten seiner Zeit zu porträtieren und sie mit seinen Werken bei einer Zusammenkunft zu begeistern. Jede Begegnung trägt eine bewegende Geschichte in sich.
Am 6. Oktober 2008 – im Alter von 93 Jahren – verstarb August Kunst friedlich in den Armen seiner geliebten Ehefrau Anna Maria und seiner Tochter Marion.
Zu Besuch bei Picasso
Für August Kunst war die Begegnung mit dem Jahrhundert-Genie Pablo Picasso der Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens. Nach langer Anreise konnte der Kunstmaler Pablo Picasso in seinem zweiten Wohnsitz in Mas Notre-Dame-de-Vie Mougins bei Cannes antreffen. Das in Kohle gezeichnete Portrait Picassos wurde ihm überreicht und Picasso war so begeistert, dass er es am 3. Oktober 1964 signierte und meinte „es wäre ein Foto, so gut getroffen fühle er sich“, erinnert sich Kunst. Eine unvorstellbare Würdigung und Anerkennung, die ihm von dem Maler des Jahrhunderts entgegengebracht wurde – die Geschichte ging seinerzeit durch die westdeutsche Presse.
Zu Gast bei Albert Schweitzer in Günsbach im Elsaß
Der Essener Maler August Kunst traf den großen Menschenfreund Albert Schweitzer. Professor Schweitzer beehrte seinen Gast nicht nur mit einem Autogramm unter seinem Portrait, sondern lud ihn in sein Haus zum Abendessen und Übernachten ein. Dort musste auch August Kunst seine Unterschrift geben: er wurde gebeten, sich in das Gästebuch des Hauses einzutragen.
Papst Pius XII – Papst Paul VI – Papst Johannes Paul II
Auch die Antlitze Ihrer Heiligkeiten wurden in minutiöser Detailtreue in sibirischer Reißkohle im Portrait verewigt und führten zu einer Privataudienz für August Kunst und seine Tochter Marion. Diese außergewöhnliche Geschichte begann damit, dass der Essener Polizeiseelsorger die Kohlezeichnung von Papst Pius XII nach Rom schickte. In einem ehrerbietigen Begleitbrief bat er, dieses dem Heiligen Vater zur Unterschrift vorzulegen. Die Kohlezeichnung wurde dort unter allen möglichen Gesichtspunkten geprüft. Sowohl von dem Portrait als auch von dem Begleitbrief war das Kirchenoberhaupt sehr angetan. Er setze seine Unterschrift in klaren Zügen deutlich unter die Zeichnung.
Bei dem Versuch, 1969 auch die Kohlezeichnung von Papst Paul VI in Rom zur Unterschrift vorzulegen, wurde mitgeteilt: „Der Papst unterzeichnet keine Kunstwerke!“ Papst Paul VI tröstete jedoch den Kunstmaler August Kunst mit einem Gruß an seine Familie und ließ anfragen, ob er das Bild haben könne. Als seinerzeit eine Vatikan-Galerie eröffnet wurde, entschied sich August Kunst, sein Papst-Porträt dafür zur Verfügung zu stellen. Durch Vermittlung einer Ordensschwester kam 1976 die Schenkung zustande. Zusammen mit seiner damals 15-jährigen Tochter Marion überreichte August Kunst dem Papst bei einer Privataudienz das Werk. Auch das Werk von Papst Johannes Paul II hängt inzwischen in der Vatikangalerie.
Treffen mit Michail Gorbatschow
Das Jahrhundertereignis der Deutschen Wiedervereinigung war Anlass für den Künstler August Kunst, dem damaligen Staatspräsidenten der Sowjetunion Michail Gorbatschow das von ihm gefertigte Portrait zu schenken und so seine Hochachtung und Anerkennung für dessen Wegbereitung der Deutschen Einigung zum Ausdruck zu bringen. Der damalige Ministerpräsident Jürgen Möllemann ermöglichte die persönliche Begegnung mit Michail Gorbatschow und Übergabe des Bildes im kleinen Rathaus zu Münster.
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